Naja, da gibt es schon einen Unterschied - Führerschein macht man heutzutage freiwillig, weil man den haben muss, um ein Auto zu fahren. Fällt dieses Muss weg, weil es genügend Alternativen gibt, dürfte sich bei vielen der Hang zu Freiwilligkeit erledigt haben.
Ich denke nur mal an meine letzten beiden Urlaubsregionen: Italien und Griechenland
In beiden Ländern stelle ich mir autonome Autos im Stadtverkehr vor. Das muss keine Großstadt sein, die vielleicht nochmal einen Extremfall darstellt. In beiden Ländern habe ich den Stadtverkehr so erlebt, dass man besser nicht über Regeln nachdenkt sondern einfach so fährt wie die anderen. Sowas lässt sich aber schlecht in eine Software pressen, vor allem dann nicht, wenn dieses "wie die anderen" bedeutet, dass Sicherheitsabstände ignoriert werden müssen. Wer will dann haften, wenn was passiert? Der "Mitfahrer" oder der Hersteller?
Noch schöner war dann das Nachfahren einer Route im Reiseführer. Da hatte ich das erste Mal seit etlichen Jahren wieder feuchte Hände beim fahren. Die Fahrbahn war vielleicht 2,5-3 Meter breit, kein Bankett, keine Leitplanke und es ging steil runter. Wenn Gegenverkehr kam, musste man sich verständigen, wer den Rückwärtsgang einlegt. Anderswo die Schotterpisten. All das sind Dinge, bei denen ich glaube, dass eine Software nicht pragmatisch agieren kann. Vor ein paar Jahren hatte ich in meinem damaligen Auto ein lustiges Erlebnis. Ich wollte schnell vor der Bank halten, um Geld zu holen. Die Parklücke war ziemlich klein. Also den Park-Assi aktiviert. Frei nach dem Motto, das Ding kann ja alleine ein- und ausparken. Mit mehrfachen rangieren war ich dann auch in der Lücke. Als ich ein paar Minuten später zum Auto kam, habe ich den Park-Assi zum ausparken aktiviert: Lücke zu klein. Ja, de Lücke war sehr klein, aber nicht kleiner als beim Einparken. Dank Parkpiepser und Rückfahrkamera bin ich rausgekommen. Aber so viel zum Thema Software. Achja, es war ein Golf VII also eines der Autos, deren Park-Assis keine riesigen Lücken mehr brauchten.
Die Assis werden Stück für Stück "lästige" Aufgaben übernehmen, wie das Ein-/Ausparken, Staufahrten o.ä. Also die Dinge, die vorhersehbar sind und wo nicht viel passieren kann. Bei der kompletten Autonomie stellt der Übergang das Problem dar. So lange der Fahrer eingreifen können muss, kann er den Mehrwert nicht genießen. Er muss vielmehr immer bereit sein. Dann fehlt aber die Routine und die Konzentration, so dass es schnell gefährlich wird. Abseits den Individualverkehrs kann ich mich das noch vorstellen insb. dann wenn es getrennte Fahrstreifen gibt. Dort liese sich auch ein ganz anderes Service-Konzept aufbauen als wir es heute haben, so dass Verlangen nach dem eigenem PKW zurückgedrängt wird. Aber wenn wir davon reden, dass wir keinen Führerschein mehr brauchen, setzt es voraus, dass es das flächendeckend und nicht nur in Großstädten gibt. Und da sind wir beim gleichen Knackpunkt wie bei Batterieelektrischen Autos.
Mich erinnert das Thema und die Diskussion ein wenig an das papierlose Büro. Wenn ich mir dann anschaue, wieviele Drucker in den Firmen heute so rumstehen, hat sich das auch nicht durchgesetzt, auch wenn in der Theorie so manches dafür spricht.