Es ist völlig müßig, sich über den Wandel der Sprache aufzuregen, es hat den Jargon bestimmter Gruppierungen immer gegeben, zunächst als Abgrenzung von den anderen, später wurde es allgemeiner Sprachschatz. Ich bin in dieser Diskussion wohl so was wie der Senior (64), kann zwar nachvollziehen, daß man sich daran stört, daß ein Wort Allgemeingut geworden ist, das früher mit vehementer Doppelmoral als unanständig galt und außerdem meist dikriminierend eingesetzt wurde, speziell, wenn es um Frauen ging. Ich denke, es sollte hinterfragt werden, was denn so unanständig ist an der Beschreibung für einem Zustand, den jeder (hoffentlich) als positiv erlebt. Ich finde es widerlich, wenn ein Begriff explizit unterstellt, etwas sei unmoralisch, minderwertig, oder sonstwie gering zu schätzen und jeder ist scharf drauf.
Gott sei Dank leben wir nicht mehr in Zeiten, in denen Untermietern Damenbesuche untersagt werden durften, der Kuppeleiparagraf noch wirksam war etc.
Diese Nyltest-schwitzige, Tropfkerzen-selige Bürgerlichkeit war immer schon miefig, und das muß man hinterfragen, nicht die Tatsache, daß hier ein Wort aus der moralinsauren Versenkung in den allgemeinen Sprachgebrauch übergeführt wurde. Zunächst war es Provokation, aber heute gibt es viele Sachen, die mit dem Wort "geil" ziemlich knackig umschrieben sind, statt daß man lange rumschwurbeln muß.
Also ich find es voll cool, daß jetzt Vieles, was geil ist, auch so heißen darf.
Und es darf doch wohl nicht wahr sein, daß man so einen Erziehungsmist wie "den Mund mit Seife auswaschen" Maßstab für Sprachgebrauch sein darf, schon die Androhung oder auch nur die Assoziation grenzt an Kindsmißhandlung.
So viel von Einem, der als Kind kein Handy hatte, sondern pünktlich nach Hause kam und das heute noch richtig findet.
PS die ursprüngliche Wortbedeutung ist ja nicht nur lüstern, sondern auch erfreulich, fett, schön.
Schon ewiger Sprachgebrauch ist z.B. in der Botanik, wenn "geile Triebe"(!!) an Pflanzen zurückgeschnitten werden.