B
Basti
Mitglied
- Beiträge
- 512
Italienreise Mai 2008
Das Video zur Reise...
Bella Italia! Der Ausspruch vom schönen Italien hat wirklich seine Berechtigung, wie wir gerade feststellen können! Wir haben uns relativ kurzfristig entschlossen das verlängerte Wochenende für einen Besuch des Nachbarlandes zu nutzen. Am Mittwoch Abend machen wir uns auf den Weg zu Antjes Onkel ins Erzgebirge zur kleinen Familienfeier. Dies soll unser Startpunkt für die anstehende Tour werden.
Do., 1. Mai 2008
Wir beschließen am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe aufzubrechen, was uns Langschläfern auch tatsächlich gelingt - um kurz nach vier klingelt der Wecker, die Aufregung und die Vorfreude tun ihr Übriges, wir sind topfit. Über die Autobahn geht es Richtung München, die Straßen sind frei und wir kommen gut voran. Erst später am Brenner wir der Verkehr etwas dichter. Wir biegen auf halber Strecke zwischen der Grenze und unserem heutigen Etappenziel, dem Gardasee, von der Autobahn ab, schließlich wollen wir Maut sparen und etwas von der Umgebung sehen. Es ist nun gerade einmal Mittagszeit, das frühe Aufstehen hat sich also gelohnt. Der Magen knurrt inzwischen hörbar, darum legen wir erst einmal eine Rast ein und genießen die mitgebrachte Soljanka von Tante Doris. Auf der Weiterfahrt zum Gardasee erwischt es uns dann doch noch - Stau bis zum Horizont, nichts geht mehr. Für die letzten Kilometer benötigen wir fast zwei Stunden, später erfahren wir das just an diesem Wochenende in Riva del Garda, an der Nordspitze ein großes Bike-Festival veranstaltet wird. Die Strecke zum ersten Zeltplatz haben wir dann wieder fast für uns allein und nun kommt richtiges Italien-Feeling auf, der Gardasee ist genauso wie zumindest wir uns Italien vorstellen. Zypressen säumen den Wegesrand, große Palmen und allerlei weiteres exotisches Gewächs und natürlich viele Häuser in mediterranem Baustil. Unser Zeltplatz in Malcesine macht da keine Ausnahme, wir dürfen unser Campingmobil unter Olivenbäumen parken. Nach einem kräftigen Abendbrot (Soljanka) machen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang am Ufer entlang, lassen uns unser erstes italienisches Eis schmecken und fallen schließlich schön erschöpft vom langen Tag in unser gemütliches Bett.
Fr., 3. Mai 2008
Am nächsten Morgen begrüßt uns das schönste Wetter, wir haben wunderbar geschlafen. Wir schaffen es trotz Frühstück und Dusche sogar relativ zeitig aufzubrechen, gegen 10:30Uhr starten wir und machen uns auf zu einem kleinen Abstecher nach Verona. Die Stadt ist dann noch einen Tick Italienischer als das bisher gesehene, in der Ferne kann man allerlei römisch anmutende Tempelanlagen bewundern, die Altstadt lockt mit vielen kleinen Gässchen, niedlichen Café's und großen Kirchbauten, die altertümliche Arena im Zentrum setzt schließlich das I-Tüpfelchen. Aber wir müssen weiter, wir wollen es heute noch vor dir Tore von Pisa schaffen! Die Fahrt dahin ist in den ersten Stunden doch relativ langweilig, die Landschaft in diesem Teil der Lombardei ist dann so gar nicht mehr italienisch, sondern eher ein besseres Sachsen-Anhalt. (Sorry liebe Anhaltiner, ich meinte nur wegen dem flachen Gelände...) Das ändert sich auch erst als wir die Toskana und die ersten Ausläufer der Apuanische Alpen erreichen, deren saftige grüne Hügellandschaft ein bisschen an die Hobbits im Auenland erinnert. Bald erreichen wir das Gebirge und fahren nun über viele Serpentien über den Passo dela Cisa in Richtung des höchsten Gipfels, des 1945m hohen Monte Pisanino. Der Pass selbst erreicht immerhin 1916m. Leider geht uns im Moment das Benzin ein wenig zur Neige, was Antje mal wieder zittrige Knie einbringt und mich veranlasst auf schnellstem Wege eine Tankstelle anzusteuern. Das fällt mitten im Gebirge nicht unbedingt leicht, doch dann führt uns das Navi doch zielsicher den Weg zur Zapfsäule. Der alte Tankwart spricht perfekt deutsch und hat auch noch ein paar freundliche Worte für uns übrig. Wir nutzen die Gelegenheit und machen schon mal den Campingplatz für diese Nacht klar, ca. 5km vor Pisa findet sich ein Großer, der noch freie Plätze hat. So geht es nun weiter den Pass wieder hinunter ins Tal in Richtung La Spezia und anschießend über die Landstrasse weiter gen Pisa. Inzwischen ist es spät geworden und gegen 21:30Uhr erreichen wir den wirklich großen Zeltplatz namens "Camping Europa" im kleinen Küstenort Torre del Lago Puccini. Dieser Platz soll uns mal wieder eine Lehre sein, er ist groß, er ist voll, nein überfüllt, er ist laut - kurzum: furchtbar. Wir bauen schnell im Schein der Lampe das Zelt auf, machen uns ein bisschen frisch und essen ein paar Happen (Soljanka). Als wir dann endlich im Corsa liegen, dringt kaum noch ein Laut zu uns herein und so verschwinden wir auch schnell im Bubuland..
Sa., 3. Mai 2008
Der nächste Morgen bringt erneut prima Reisewetter, wir haben allerdings ein bisschen länger geschlafen als geplant und kommen diesmal erst gegen 11Uhr vom Zeltplatz weg. Das Ziel ist klar - der schiefe Turm von Pisa! Natürlich obligatorisch für den Italien-Neuling. Wir sind schnell in der Stadt angelangt und verfehlen erst einmal unseren eigentlichen Ankunftsort. Trotz vieler Schilder fahren wir erstmal am Turm vorbei in die Innenstadt. Pisa ist sehr hässlich und eher langweilig. Nach 3 Runden durch den Stadtring haben wir dann das Navi endlich auf die Sehenswürdigkeit schiefer Turm eingestellt und sind dann auch ziemlich schnell vor Ort. Wir parken das Auto in einiger Entfernung und versuchen auf dem Weg den vielen Souvenierverkäufern aus dem Weg zu gehen, was auch gelingt. Der Turm selber haut uns dann doch ganz schön aus den Socken, wenn man nach all der Tristesse im Umkreis durch den großen Torbogen das Gelände betritt und dann die berühmte Attraktion vor Auge hat, ist das schon sehr beeindruckend! Allerdings auch sehr anstrengend, denn es scheint als habe sich die halbe Welt hier versammelt. Amerikaner, Japaner, Russen, Deutsche, es herrscht ein Riesengedränge. Wir bleiben eine Stunde, machen die obligatorischen Stütz-den-Turm-Fotos, gönnen uns einen Eisbecher und ziehen schließlich von dannen. Auf dem Rückweg haben wir den Turm noch ewig im Auge, wieso haben wir den bei der Anreise nicht gesehen? Für große Überlegungen bleibt keine weitere Zeit, wir wollen heute abend unser Nachtlager in den Alpen an der Grenze zur Schweiz aufschlagen. Diesmal haben wir uns ganz bewusst für einen kleinen Zeltplatz nördlich des Comer See ausgesucht (da wo George Clooney seine Villa hat). Wir haben uns entschlossen einen größeren Weg auf der Autobahn zurückzulegen und fahren über die A12 in Richtung Genua. 50 Kilometer vor Genua verlassen wir die Autobahn um direkt an der Küste weiterzufahren. Und diese Idee soll sich als außerordentlich gut herausstellen, wir landen zuerst in einem kleinen Küstenstädtchen namens Fornaci und landen, als wir der Küstenstraße folgen erst einmal vor einem winzig kleinen Tunneleingang. Dort versperrt uns eine rote Ampel zunächst die Weiterfahrt, an den Schildern können wir erkennen, das die Durchfahrt nur aller 10 Minuten für jeweils eine Richtung freigegeben ist. Die Ampel schaltet auf grün und los geht die wilde Fahrt durch den komplett aus Ziegeln gefertigten, ovalen Tunnel der den Eindruck macht als stamme er noch aus Cäsars Zeiten. Als wir nach ein paar Minuten Fahrt den Tunnel auf der anderen Seite verlassen, stehen wir auf einmal im Südseeparadis! Der kleine Ort Moneglia liegt einsam, zu drei Seiten flankiert von hohen Berghängen direkt am Mittelmeer, in der Luft liegt der Geruch von Sonnencreme und mitten im frühen Mai liegen bei sommerlichen 25°C die Menschen am Strand und genießen die Sonne. Deutschland haben wir bei trübem Wetter und 15°C verlassen. Leider bleibt uns keine Zeit für einen Strandbesuch, vor uns liegt die nächste, noch längere Tunneldurchfahrt. An dessen Ende wandelt sich das Bild wieder völlig, statt Südseecharme erwartet uns ein großes Industriegelände direkt am Wasser. Auch der Rest der Stadt Riva Trigoso hat wenig Touristisches zu bieten. Wir fahren weiter. Je näher wir Genua rücken, desto beeindruckender wird die Landschaft. Die Strasse schlängelt sich immer höher am Berghang hinauf, der Blick geht weit in die Ferne über die von Wald bedeckte Küstenlinie, an deren Hängen kleinen Farbtupfen gleich mal hier, mal da ein Häuschen aus dem Wald lugt. Irgendwann reiht sich dann ein Haus ans andere, es ist als würde man durch eine endlos Küstenstadt fahren. Von Zeit zu Zeit wird der Blick frei auf die terassenförmig angelegten Gärten, auf kleine Häfen und natürlich das Meer! Irgendwann brummt uns der Schädel von den vielen Eindrücken, wir sind regelrecht froh als wir Genua erreichen und hinter uns lassen können. Im Hinterland ist es herrlich entspannend. Wir nutzen die nächste Möglichkeit die Autobahn zu erreichen, schließlich müssen wir noch vom Meer in die Alpen. Es geht in zügigem Tempo in Richtung Milano, umrunden die Stadt über den Autobahnring und fahren weiter über die Landstraße zum Comer See. Das Thermometer zeigt trotz später Stunde behaarlich 25°C an, was für ein Frühsommerabend! Es ist nun doch schon ziemlich spät geworden, gegen 20:30Uhr erreichen wir den Comer See und die ersten Ausläufer der Alpen. Die Sonne ist schon lange untergegangen und so zaubert die einsetzende Dämmerung eine wundervolle Stimmung, während wir zwischen den tiefschwarzen Bergen und hell beleuchteten Ortschaften unseren Zeltplatz ansteuern kommen wir uns vor wie kleine Abenteurer. Und diesmal haben wir alles richtig gemacht! Der Platz hat circa 60 Stellplätze und ist idylisch zwischen zwei Berghängen direkt an einem Wasserfall gelegen. Durch die Dunkelheit hören wir das dumpfe Rauschen. Der Platzwart ist trotz der späten Stunde ein ganz Freundlicher und weißt uns gleich mal den nach seiner Aussage schönsten Stellplatz zu, in unmittelbarer Nähe zum Wasserfall. Das Zelt ist schnell aufgebaut, während drei Zelte weiter eine Truppe am Lagerfeuer Lieder zur Gitarre schmettert, bereiten wir uns noch ein schnelles Abendmahl (KEINE Soljanka - Rührei mit Schinken) und als wir dann endlich in den Federn liegen, dauert es nur Minuten bis wir eingeschlummert sind.
So., 4. Mai 2008
Der Wecker reisst uns um 9Uhr aus den Träumen, wir springen schnell aus den Betten und gönnen uns nach dem Morgenputz erst einmal ein ausgiebiges Frühstück. Auch dieser Tag wird wieder ein langer werden. Trotzdem hetzen wir nicht, es bleibt auch noch Zeit für ein kleines Gespräch mit den Nachbarn, die mit einem wunderschönen T2-Bus auf dem Platz sind. Gegen 11Uhr starten wir schließlich, der Plan für heute sieht vor über den Spluga- oder Splügenpass in die Schweiz zu fahren, diese zu durchqueren und rechts am Bodensee vorbei über Nürnberg nach Hause zu fahren. Gesagt, getan, frohen Mutes machen wir uns auf den Weg. Bald finden wir uns inmitten der Alpen wieder, über endlose Serpentinen fahren wir den Pass hinauf, durch kleine Bergdörfer führt der Weg dem Gipfel entgegen. Das Navi zeigt schon bald 1500m über Null an, während das Thermometer sich langsam dem einstelligen Bereich nähert. In der Ferne kann man schon die schneebedeckten Gipfel sehen und wir wundern uns schon wohin uns der Weg noch führen wird. Nach einer Stunde fahrt können wir es erahnen, inzwischen haben wir fast 2000m erreicht, wohin das Auge blickt ist nur Schnee, links und rechts der Straße türmt er sich einen Meter hoch. Kurz vor Montespluga dem letzten Ort vor der Grenze trauen wir unseren Augen nicht als wir den ersten Skifahrer erblicken, nur wenig später ist der Straßenrand komplett zugeparkt und am Hang wimmelt es nur von Wintersportlern. Hätten wir das gewusst! Die Ski hätten wir sicher auch noch auf Dach bekommen! Ein bisschen wehmütig ziehen wir weiter, doch die Wehmut schlägt schnell um in ein mulmiges Gefühl, werden doch die Serpentinen mittlerweise gefährlich steil, während die Straße immer schmaler und der Schnee beidseits der Straße immer höher wird. Hier kommen wir doch nie hinauf! Wir schaffen es schließlich doch, nach ein paar Minuten stehen wir auf 2112m vor dem Grenzübergang zur Schweiz - und müssen etwas verdutzt feststellen das die Straße hinter dem Übergang in deiner 1-2m hohen Schneedecke verschwindet! Prima, der Pass ist gesperrt. Wir fahren erst einmal rechts auf einen kleinen Parkplatz und beraten. Anscheinend sind wir nicht die einzigen die das riesengroße "PASS CLOSED"-Schild auf halber Strecke übersehen haben, aller paar Minuten wendet ein PKW neben uns um den Rückweg anzutreten. Als schließlich ein schweizer Motorradfahrer erscheint, nutze ich die Gelegenheit und erkundige mich nach der besten Möglichkeit in die Schweiz zu gelangen. Der San Bernadino Pass wäre frei, weiß der Gute zu berichten und der Julierpass in Richtung St. Moritz ist auch befahrbar. Letzterer scheint uns die bessere Alternative und so düsen wir los. Die Strecke kennen wir nun schon, es geht den ganzen Weg zurück bis ins Tal, vorbei an unserem Zeltplatz in Richtung St. Moritz. Die Aktion hat uns gut 5 Stunden gekostet, reichlich 700km liegen noch vor uns, aber trotzdem ärgern wir uns über keinen Kilometer oder verlorene Stunde. Wir kommen nun gut voran und erreichen schnell die Abbiegung zum Julierpass kurz vor St. Moritz. Dieser fordert dem Corsa noch einmal einiges ab, um die vielen Kurven einigermassen zügig zu bewältigen erfordert es schon einiges an Drehzahl. Doch die Straße ist gut ausgebaut, und so erreichen wir mit ordentlich Schwung in sagenhaften 2184m den höchsten Punkt des Passes. Dieses Ereignis muss natürlich dokumentiert werden, so hoch waren wir (mit dem Auto) noch nie! Ab jetzt geht es bis nach Hause nur noch bergab. So streben wir dem Tal entgegen und erreichen nach gut 50km den Ort Thusis, hier schwenke ich ein auf die Autobahn Richtung Heimat. Um sie an der nächsten Abfahrt gleich wieder zu verlassen, weil mir doch zwischenzeitlich aufgefallen ist, das wir noch gar keine Vignette für die Schweiz besitzen! Und auch der Tank ist schon wieder fast leer! Antje bekommt von der ganzen Aufregung nichts mit, sie schläft den Schlaf der Gerechten. Nach etlichen Kilometern finde ich dann endlich eine Tankstelle. Der Tank wird flugs gefüllt und beim anschließenden Bezahlen freue ich mich noch über die günstigen Spritpreise, zumindest solang bis ich erfahre dass es in der Schweiz nur eine Jahresvignette zum stolzen Preis von 30Eur zu kaufen gibt. Na ob das stimmt? Egal, wir wollen nun nach Hause. Über die Autobahn kommen wir schnell voran, vorbei an Lichtenstein und einem kleinen Abstecher durch Österreich geht es vorbei am Bodensee hinein nach Deutschland. Hier übernimmt nun Antje das Steuer und gibt es erst viele Kilometer und Stunden später in Oberfranken kurz vor der Landesgrenze zum heimatlichen Sachsen wieder ab. Inzwischen habe ich mich ausgeschlafen und übernehme den kurzen Rest der Strecke und so erreichen wir spät in der Nacht unser Zuhause.
Was für ein Wochenende!
Gruß, Basti
Das Video zur Reise...
Bella Italia! Der Ausspruch vom schönen Italien hat wirklich seine Berechtigung, wie wir gerade feststellen können! Wir haben uns relativ kurzfristig entschlossen das verlängerte Wochenende für einen Besuch des Nachbarlandes zu nutzen. Am Mittwoch Abend machen wir uns auf den Weg zu Antjes Onkel ins Erzgebirge zur kleinen Familienfeier. Dies soll unser Startpunkt für die anstehende Tour werden.
Do., 1. Mai 2008
Wir beschließen am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe aufzubrechen, was uns Langschläfern auch tatsächlich gelingt - um kurz nach vier klingelt der Wecker, die Aufregung und die Vorfreude tun ihr Übriges, wir sind topfit. Über die Autobahn geht es Richtung München, die Straßen sind frei und wir kommen gut voran. Erst später am Brenner wir der Verkehr etwas dichter. Wir biegen auf halber Strecke zwischen der Grenze und unserem heutigen Etappenziel, dem Gardasee, von der Autobahn ab, schließlich wollen wir Maut sparen und etwas von der Umgebung sehen. Es ist nun gerade einmal Mittagszeit, das frühe Aufstehen hat sich also gelohnt. Der Magen knurrt inzwischen hörbar, darum legen wir erst einmal eine Rast ein und genießen die mitgebrachte Soljanka von Tante Doris. Auf der Weiterfahrt zum Gardasee erwischt es uns dann doch noch - Stau bis zum Horizont, nichts geht mehr. Für die letzten Kilometer benötigen wir fast zwei Stunden, später erfahren wir das just an diesem Wochenende in Riva del Garda, an der Nordspitze ein großes Bike-Festival veranstaltet wird. Die Strecke zum ersten Zeltplatz haben wir dann wieder fast für uns allein und nun kommt richtiges Italien-Feeling auf, der Gardasee ist genauso wie zumindest wir uns Italien vorstellen. Zypressen säumen den Wegesrand, große Palmen und allerlei weiteres exotisches Gewächs und natürlich viele Häuser in mediterranem Baustil. Unser Zeltplatz in Malcesine macht da keine Ausnahme, wir dürfen unser Campingmobil unter Olivenbäumen parken. Nach einem kräftigen Abendbrot (Soljanka) machen wir noch einen ausgiebigen Spaziergang am Ufer entlang, lassen uns unser erstes italienisches Eis schmecken und fallen schließlich schön erschöpft vom langen Tag in unser gemütliches Bett.
Fr., 3. Mai 2008
Am nächsten Morgen begrüßt uns das schönste Wetter, wir haben wunderbar geschlafen. Wir schaffen es trotz Frühstück und Dusche sogar relativ zeitig aufzubrechen, gegen 10:30Uhr starten wir und machen uns auf zu einem kleinen Abstecher nach Verona. Die Stadt ist dann noch einen Tick Italienischer als das bisher gesehene, in der Ferne kann man allerlei römisch anmutende Tempelanlagen bewundern, die Altstadt lockt mit vielen kleinen Gässchen, niedlichen Café's und großen Kirchbauten, die altertümliche Arena im Zentrum setzt schließlich das I-Tüpfelchen. Aber wir müssen weiter, wir wollen es heute noch vor dir Tore von Pisa schaffen! Die Fahrt dahin ist in den ersten Stunden doch relativ langweilig, die Landschaft in diesem Teil der Lombardei ist dann so gar nicht mehr italienisch, sondern eher ein besseres Sachsen-Anhalt. (Sorry liebe Anhaltiner, ich meinte nur wegen dem flachen Gelände...) Das ändert sich auch erst als wir die Toskana und die ersten Ausläufer der Apuanische Alpen erreichen, deren saftige grüne Hügellandschaft ein bisschen an die Hobbits im Auenland erinnert. Bald erreichen wir das Gebirge und fahren nun über viele Serpentien über den Passo dela Cisa in Richtung des höchsten Gipfels, des 1945m hohen Monte Pisanino. Der Pass selbst erreicht immerhin 1916m. Leider geht uns im Moment das Benzin ein wenig zur Neige, was Antje mal wieder zittrige Knie einbringt und mich veranlasst auf schnellstem Wege eine Tankstelle anzusteuern. Das fällt mitten im Gebirge nicht unbedingt leicht, doch dann führt uns das Navi doch zielsicher den Weg zur Zapfsäule. Der alte Tankwart spricht perfekt deutsch und hat auch noch ein paar freundliche Worte für uns übrig. Wir nutzen die Gelegenheit und machen schon mal den Campingplatz für diese Nacht klar, ca. 5km vor Pisa findet sich ein Großer, der noch freie Plätze hat. So geht es nun weiter den Pass wieder hinunter ins Tal in Richtung La Spezia und anschießend über die Landstrasse weiter gen Pisa. Inzwischen ist es spät geworden und gegen 21:30Uhr erreichen wir den wirklich großen Zeltplatz namens "Camping Europa" im kleinen Küstenort Torre del Lago Puccini. Dieser Platz soll uns mal wieder eine Lehre sein, er ist groß, er ist voll, nein überfüllt, er ist laut - kurzum: furchtbar. Wir bauen schnell im Schein der Lampe das Zelt auf, machen uns ein bisschen frisch und essen ein paar Happen (Soljanka). Als wir dann endlich im Corsa liegen, dringt kaum noch ein Laut zu uns herein und so verschwinden wir auch schnell im Bubuland..
Sa., 3. Mai 2008
Der nächste Morgen bringt erneut prima Reisewetter, wir haben allerdings ein bisschen länger geschlafen als geplant und kommen diesmal erst gegen 11Uhr vom Zeltplatz weg. Das Ziel ist klar - der schiefe Turm von Pisa! Natürlich obligatorisch für den Italien-Neuling. Wir sind schnell in der Stadt angelangt und verfehlen erst einmal unseren eigentlichen Ankunftsort. Trotz vieler Schilder fahren wir erstmal am Turm vorbei in die Innenstadt. Pisa ist sehr hässlich und eher langweilig. Nach 3 Runden durch den Stadtring haben wir dann das Navi endlich auf die Sehenswürdigkeit schiefer Turm eingestellt und sind dann auch ziemlich schnell vor Ort. Wir parken das Auto in einiger Entfernung und versuchen auf dem Weg den vielen Souvenierverkäufern aus dem Weg zu gehen, was auch gelingt. Der Turm selber haut uns dann doch ganz schön aus den Socken, wenn man nach all der Tristesse im Umkreis durch den großen Torbogen das Gelände betritt und dann die berühmte Attraktion vor Auge hat, ist das schon sehr beeindruckend! Allerdings auch sehr anstrengend, denn es scheint als habe sich die halbe Welt hier versammelt. Amerikaner, Japaner, Russen, Deutsche, es herrscht ein Riesengedränge. Wir bleiben eine Stunde, machen die obligatorischen Stütz-den-Turm-Fotos, gönnen uns einen Eisbecher und ziehen schließlich von dannen. Auf dem Rückweg haben wir den Turm noch ewig im Auge, wieso haben wir den bei der Anreise nicht gesehen? Für große Überlegungen bleibt keine weitere Zeit, wir wollen heute abend unser Nachtlager in den Alpen an der Grenze zur Schweiz aufschlagen. Diesmal haben wir uns ganz bewusst für einen kleinen Zeltplatz nördlich des Comer See ausgesucht (da wo George Clooney seine Villa hat). Wir haben uns entschlossen einen größeren Weg auf der Autobahn zurückzulegen und fahren über die A12 in Richtung Genua. 50 Kilometer vor Genua verlassen wir die Autobahn um direkt an der Küste weiterzufahren. Und diese Idee soll sich als außerordentlich gut herausstellen, wir landen zuerst in einem kleinen Küstenstädtchen namens Fornaci und landen, als wir der Küstenstraße folgen erst einmal vor einem winzig kleinen Tunneleingang. Dort versperrt uns eine rote Ampel zunächst die Weiterfahrt, an den Schildern können wir erkennen, das die Durchfahrt nur aller 10 Minuten für jeweils eine Richtung freigegeben ist. Die Ampel schaltet auf grün und los geht die wilde Fahrt durch den komplett aus Ziegeln gefertigten, ovalen Tunnel der den Eindruck macht als stamme er noch aus Cäsars Zeiten. Als wir nach ein paar Minuten Fahrt den Tunnel auf der anderen Seite verlassen, stehen wir auf einmal im Südseeparadis! Der kleine Ort Moneglia liegt einsam, zu drei Seiten flankiert von hohen Berghängen direkt am Mittelmeer, in der Luft liegt der Geruch von Sonnencreme und mitten im frühen Mai liegen bei sommerlichen 25°C die Menschen am Strand und genießen die Sonne. Deutschland haben wir bei trübem Wetter und 15°C verlassen. Leider bleibt uns keine Zeit für einen Strandbesuch, vor uns liegt die nächste, noch längere Tunneldurchfahrt. An dessen Ende wandelt sich das Bild wieder völlig, statt Südseecharme erwartet uns ein großes Industriegelände direkt am Wasser. Auch der Rest der Stadt Riva Trigoso hat wenig Touristisches zu bieten. Wir fahren weiter. Je näher wir Genua rücken, desto beeindruckender wird die Landschaft. Die Strasse schlängelt sich immer höher am Berghang hinauf, der Blick geht weit in die Ferne über die von Wald bedeckte Küstenlinie, an deren Hängen kleinen Farbtupfen gleich mal hier, mal da ein Häuschen aus dem Wald lugt. Irgendwann reiht sich dann ein Haus ans andere, es ist als würde man durch eine endlos Küstenstadt fahren. Von Zeit zu Zeit wird der Blick frei auf die terassenförmig angelegten Gärten, auf kleine Häfen und natürlich das Meer! Irgendwann brummt uns der Schädel von den vielen Eindrücken, wir sind regelrecht froh als wir Genua erreichen und hinter uns lassen können. Im Hinterland ist es herrlich entspannend. Wir nutzen die nächste Möglichkeit die Autobahn zu erreichen, schließlich müssen wir noch vom Meer in die Alpen. Es geht in zügigem Tempo in Richtung Milano, umrunden die Stadt über den Autobahnring und fahren weiter über die Landstraße zum Comer See. Das Thermometer zeigt trotz später Stunde behaarlich 25°C an, was für ein Frühsommerabend! Es ist nun doch schon ziemlich spät geworden, gegen 20:30Uhr erreichen wir den Comer See und die ersten Ausläufer der Alpen. Die Sonne ist schon lange untergegangen und so zaubert die einsetzende Dämmerung eine wundervolle Stimmung, während wir zwischen den tiefschwarzen Bergen und hell beleuchteten Ortschaften unseren Zeltplatz ansteuern kommen wir uns vor wie kleine Abenteurer. Und diesmal haben wir alles richtig gemacht! Der Platz hat circa 60 Stellplätze und ist idylisch zwischen zwei Berghängen direkt an einem Wasserfall gelegen. Durch die Dunkelheit hören wir das dumpfe Rauschen. Der Platzwart ist trotz der späten Stunde ein ganz Freundlicher und weißt uns gleich mal den nach seiner Aussage schönsten Stellplatz zu, in unmittelbarer Nähe zum Wasserfall. Das Zelt ist schnell aufgebaut, während drei Zelte weiter eine Truppe am Lagerfeuer Lieder zur Gitarre schmettert, bereiten wir uns noch ein schnelles Abendmahl (KEINE Soljanka - Rührei mit Schinken) und als wir dann endlich in den Federn liegen, dauert es nur Minuten bis wir eingeschlummert sind.
So., 4. Mai 2008
Der Wecker reisst uns um 9Uhr aus den Träumen, wir springen schnell aus den Betten und gönnen uns nach dem Morgenputz erst einmal ein ausgiebiges Frühstück. Auch dieser Tag wird wieder ein langer werden. Trotzdem hetzen wir nicht, es bleibt auch noch Zeit für ein kleines Gespräch mit den Nachbarn, die mit einem wunderschönen T2-Bus auf dem Platz sind. Gegen 11Uhr starten wir schließlich, der Plan für heute sieht vor über den Spluga- oder Splügenpass in die Schweiz zu fahren, diese zu durchqueren und rechts am Bodensee vorbei über Nürnberg nach Hause zu fahren. Gesagt, getan, frohen Mutes machen wir uns auf den Weg. Bald finden wir uns inmitten der Alpen wieder, über endlose Serpentinen fahren wir den Pass hinauf, durch kleine Bergdörfer führt der Weg dem Gipfel entgegen. Das Navi zeigt schon bald 1500m über Null an, während das Thermometer sich langsam dem einstelligen Bereich nähert. In der Ferne kann man schon die schneebedeckten Gipfel sehen und wir wundern uns schon wohin uns der Weg noch führen wird. Nach einer Stunde fahrt können wir es erahnen, inzwischen haben wir fast 2000m erreicht, wohin das Auge blickt ist nur Schnee, links und rechts der Straße türmt er sich einen Meter hoch. Kurz vor Montespluga dem letzten Ort vor der Grenze trauen wir unseren Augen nicht als wir den ersten Skifahrer erblicken, nur wenig später ist der Straßenrand komplett zugeparkt und am Hang wimmelt es nur von Wintersportlern. Hätten wir das gewusst! Die Ski hätten wir sicher auch noch auf Dach bekommen! Ein bisschen wehmütig ziehen wir weiter, doch die Wehmut schlägt schnell um in ein mulmiges Gefühl, werden doch die Serpentinen mittlerweise gefährlich steil, während die Straße immer schmaler und der Schnee beidseits der Straße immer höher wird. Hier kommen wir doch nie hinauf! Wir schaffen es schließlich doch, nach ein paar Minuten stehen wir auf 2112m vor dem Grenzübergang zur Schweiz - und müssen etwas verdutzt feststellen das die Straße hinter dem Übergang in deiner 1-2m hohen Schneedecke verschwindet! Prima, der Pass ist gesperrt. Wir fahren erst einmal rechts auf einen kleinen Parkplatz und beraten. Anscheinend sind wir nicht die einzigen die das riesengroße "PASS CLOSED"-Schild auf halber Strecke übersehen haben, aller paar Minuten wendet ein PKW neben uns um den Rückweg anzutreten. Als schließlich ein schweizer Motorradfahrer erscheint, nutze ich die Gelegenheit und erkundige mich nach der besten Möglichkeit in die Schweiz zu gelangen. Der San Bernadino Pass wäre frei, weiß der Gute zu berichten und der Julierpass in Richtung St. Moritz ist auch befahrbar. Letzterer scheint uns die bessere Alternative und so düsen wir los. Die Strecke kennen wir nun schon, es geht den ganzen Weg zurück bis ins Tal, vorbei an unserem Zeltplatz in Richtung St. Moritz. Die Aktion hat uns gut 5 Stunden gekostet, reichlich 700km liegen noch vor uns, aber trotzdem ärgern wir uns über keinen Kilometer oder verlorene Stunde. Wir kommen nun gut voran und erreichen schnell die Abbiegung zum Julierpass kurz vor St. Moritz. Dieser fordert dem Corsa noch einmal einiges ab, um die vielen Kurven einigermassen zügig zu bewältigen erfordert es schon einiges an Drehzahl. Doch die Straße ist gut ausgebaut, und so erreichen wir mit ordentlich Schwung in sagenhaften 2184m den höchsten Punkt des Passes. Dieses Ereignis muss natürlich dokumentiert werden, so hoch waren wir (mit dem Auto) noch nie! Ab jetzt geht es bis nach Hause nur noch bergab. So streben wir dem Tal entgegen und erreichen nach gut 50km den Ort Thusis, hier schwenke ich ein auf die Autobahn Richtung Heimat. Um sie an der nächsten Abfahrt gleich wieder zu verlassen, weil mir doch zwischenzeitlich aufgefallen ist, das wir noch gar keine Vignette für die Schweiz besitzen! Und auch der Tank ist schon wieder fast leer! Antje bekommt von der ganzen Aufregung nichts mit, sie schläft den Schlaf der Gerechten. Nach etlichen Kilometern finde ich dann endlich eine Tankstelle. Der Tank wird flugs gefüllt und beim anschließenden Bezahlen freue ich mich noch über die günstigen Spritpreise, zumindest solang bis ich erfahre dass es in der Schweiz nur eine Jahresvignette zum stolzen Preis von 30Eur zu kaufen gibt. Na ob das stimmt? Egal, wir wollen nun nach Hause. Über die Autobahn kommen wir schnell voran, vorbei an Lichtenstein und einem kleinen Abstecher durch Österreich geht es vorbei am Bodensee hinein nach Deutschland. Hier übernimmt nun Antje das Steuer und gibt es erst viele Kilometer und Stunden später in Oberfranken kurz vor der Landesgrenze zum heimatlichen Sachsen wieder ab. Inzwischen habe ich mich ausgeschlafen und übernehme den kurzen Rest der Strecke und so erreichen wir spät in der Nacht unser Zuhause.
Was für ein Wochenende!
Gruß, Basti