Moin
Ein paar Jährchen sind seit dem letzten Beitrag ja schon vergangen und es hat sich ja auch bei den Kraftstoffen einiges getan - Stichwort HVO.
HVO steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“, zu Deutsch „Hydriertes Pflanzenöl“. Zwischenzeitlich wird auch die Bezeichnung HDRD (Hydrogenation Derived Renewable Diesel) verwendet, da mittlerweile neben Pflanzenöl auch tierische Fette und andere Rohstoffe für die Herstellung verwendet werden. Der Einfachheit halber bleiben wir aber bei HVO
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Aral mischt seinem ultimateDiesel mittlerweile bis zu 15% HVO bei und wirbt auch weiterhin damit daß dieser Kraftstoff frei ist von Biodiesel. Damit meinen sie daß der Kraftstoff frei ist von FAME (Fatty Acid Methyl Ester). HVO ist in ihren Eigenschaften mit denen von fossilem Diesel vergleichbar und zählt somit zu den
paraffinischen Dieselkraftstoffen. Diese können sowohl synthetisch, zum Beispiel aus Erdgas (GtL: Gas-to-Liquid) oder Strom (PtL: Power-to- Liquid) hergestellt werden, als auch aus biogenen Quellen, zum Beispiel aus hydrierten Pflanzenölen (HVO – Hydrotreated Vegetable Oils). Paraffinisch ist dabei ein chemischer Begriff, mit dem gesättigte Kohlenwasserstoffe (chemisch enthalten diese nur Kohlen-Kohlenstoff-Einfachbindungen im Gegensatz zu sogenannten ungesättigten Kohlenwasserstoffen) bezeichnet werden. Es zählt auch zu den Biokraftstoffen der 4. Generation.
Bedingt durch die chemische Zusammensetzung unterscheiden sich die Eigenschaften paraffinischer Kraftstoffe von denen des regulären Dieselkraftstoffes. Sie erfüllen in Reinform daher nicht die Anforderung der Norm für Dieselkraftstoffe (DIN EN 590), welche in Deutschland maßgeblich ist, sondern sind in einer separaten Norm (DIN EN 15940) geregelt. Sie können (bezogen auf die Dichte von HVO) regulärem Dieselkraftstoff jedoch bis zu 26 % beigemischt werden, ohne die Norm zu verletzen.
Unterschiede Biodiesel (FAME) und paraffinischer Diesel (HVO):
Bei der Herstellung von FAME wird Methanol als Katalysator verwendet. Bei der Veresterung bleibt Sauerstoff im Kraftstoff welcher FAME seine polare Eigenschaft verleiht, und es sind genau diese Moleküle, die Wasser und Schmutzpartikel anziehen. Dies führt zu bakteriellem Wachstum und damit zu verstopften Kraftstofffiltern. FAME kann außerdem durch die Fettsäuren und den Sauerstoff in Verbindung mit Wasser Lochfraß in Stahltanks verursachen. Darüber hinaus kann der Fettsäuregehalt des Biodiesels Gummis und Klebstoffe in Kraftstofffiltern und einzelnen Beschichtungen auflösen. FAME kann auch in kalten Perioden Probleme verursachen, indem es den Kraftstoff verfestigt und dadurch die Kraftstofffilter verstopft.
Die Herstellung von HVO erfordert die Verwendung von Wasserstoff. Das HVO-Verfahren extrahiert Sauerstoff aus dem Kraftstoff, anschließend wird es Hydrotreating gereinigt und ist schwefel- und sauerstoffarm, was eine saubere Verbrennung und weniger Emissionen ermöglicht. Das Ergebnis ist ein HVO-Diesel mit einer ähnlichen chemischen Zusammensetzung wie fossiler Diesel. Dank dieser chemischen Ähnlichkeit kann erneuerbarer Diesel in allen Dieselmotoren in einer Konzentration von bis zu 100% verwendet oder mit fossilem Diesel in jedem Verhältnis gemischt werden.
Vorteile HVO:
Sowohl bei der Herstellung als auch bei der Verbrennung von HVO-Kraftstoff werden oft bis zu 90 % weniger CO2 freigesetzt als bei herkömmlichem Diesel. Dabei werden auch weniger Stoffe wie z.B. Ruß ausgestoßen.
HVO enthält so gut wie keine Schwefelpartikel und Aromaten in freier Form und ist damit nahezu geruchsneutral. Dies verringert die Unannehmlichkeiten für die Nutzer und alle Anwohner.
HVO ist ein erneuerbarer Kraftstoff, d. h. er kann aus pflanzlichen und tierischen Ölen, Fetten und Reststoffen hergestellt werden, die immer wieder neu angebaut werden können. Dadurch ist HVO weniger abhängig von fossilen Brennstoffen, die eine endliche und knappe Ressource sind. Es sind also keine fossilen Ressourcen im Spiel, was HVO völlig fossilfrei und biologisch abbaubar macht. Das bezieht sich aber nur auf HVO100. Die Zahl 100 bedeutet, dass er zu 100 % rein ist und nicht mit fossilem Diesel vermischt wurde.
Während einige Arten von Biokraftstoffen nicht die gleiche Energie liefern können, schneidet HVO oft überraschend gut ab. HVO verbrennt besser als fossiler Diesel, was ihn effizienter macht und weniger Ruß erzeugt. Dies führt zu einer besseren Motorleistung und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Er kann daher als direkter Ersatz für herkömmliche Dieselkraftstoffe verwendet werden. In der Regel sogar ohne jegliche Änderungen an der Anlage oder dem Motor!
Nachteile HVO:
Obwohl die CO2- und Rußemissionen stark reduziert werden, bleiben die Stickstoff- und Partikelemissionen im Vergleich zu herkömmlichem Diesel auf fossiler Basis nahezu gleich. Allerdings ist dies eher als Nachteil im direkten Vergleich mit FAME-Kraftstoffen zu verstehen. Bei herkömmlichen Diesel geht es eher auf eine Nullsumme aus.
HVO ist teurer als fossiler Diesel. Aufgrund begrenzter Ausgangsstoffe und eines relativ komplizierten Produktionsprozesses sind die Kosten für HVO-Kraftstoffe derzeit oft höher als die von herkömmlichen Kraftstoffen. Sollte die Nachfrage jedoch steigen können herkömmliche Raffinerien leicht umgerüstet werden.
Theoretisch wird HVO aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt, doch in der Praxis sind viele dieser Rohstoffe derzeit nur in begrenztem Umfang verfügbar, teilweise wird dazu Palmöl importiert. Um die Produktion dieser Rohstoffe zu steigern, müssen (landwirtschaftliche) Flächen abgeholzt werden, was möglicherweise zur Abholzung des Planeten beiträgt.
Mein Fazit:
HVO stellt eine relativ gute und umweltfreundliche Alternative zu fossilem Dieselkraftstoff dar. Die Emissionen sind geringer, er ist benutzerfreundlicher, und die Nachteile wie der höhere Preis und die begrenzten Ressourcen sind nur vorübergehender Natur und leichter zu lösen als das Problem, dass die fossilen Brennstoffe zur Neige gehen.
Verbrauchstechnich merke ich keinen Unterschied, weder nach oben noch nach unten. Der Evalia verbraucht in den Wintermonaten immer etwas mehr als im Sommer - ich lasse mich einfach überraschen wo sich das einpendelt.