K.L.Aus
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Ich kommen aus dem Camper-bauen Forum und hatte diesen Betrag zuerst dort veröffentlicht. Da das Thema aber sicher auch für HDKler von Interesse sein könnte, kopiere ich den Beitrag hier
Intro
Ich möchte gerne meinen HDK-Ausbau vorstellen - also noch habe ich den Wagen nicht, er ist seit Juli bestellt und wird halt irgendwann ankommen. Aber der Ausbau ist nun schon fertig und kann hier schonmal vorgestellt werden. Dieser Ausbau muss dann später nur noch im Fahrzeug verschraubt werden - das sollte an einem Wochenende machbar sein.Einen Kastenwagen-Camper habe ich bereits (siehe ggf. kastenwagenbauen.de), und auch einen normalen Pkw. Beides schön und gut, aber es fehlte mir einfach ein Kompromiss zwischen diesen beiden Welten: Spritzig unterwegs wie mit einem Pkw, aber alles dabei wie beim Camper-Dickschiff.
Ziel war folglich ein Freizeit- & Ausflug-Allzweckwagen: Ein (Achtung, Wortspiel) Sport-Utility-Vehicle.
Hochdachkombi
Beim bestellten HDK handelt es sich um einen Fiat Doblo, baugleich mit Citroen Berlingo und Opel/Vauxhall Combo und Peugeot Rifter/Partner und Toyota Proace City.Der Wagen wurde im Internet gekauft (apl de). In echt habe ich den Wagen übrigens noch nie gesehen, es wird also ein kleines Überraschungspaket. Hier ein Screenshot aus dem Konfigurator:

Ich habe ihn mit Webasto-Standheizung bestellt, sowie auch mit Holz-Laderaumboden.
Die rechte Schiebetür-Verglasung hatte ich glatt vergessen. Doof, wegen totem Winkel. Das muss ich dann später halt nachrüsten. Ansonsten, wenn's interessiert, wäre hier die restliche Konfiguration: forum.camper-bauen.de/viewtopic.php?p=166844#p166844
Ausbau
Zuerst hatte ich eine Art Pflichtenheft erstellt, also welche Funktionalitäten ich mir freizeitmäßig beim Tagesausflug unterwegs wünsche - beispielsweise "Kaffeepause", "Campingstühle griffbereit", "Fahrräder immer dabei", "Kacki machen", "abduschen" usw.Letztendlich wurde es dann das volle Programm, wie bei meinem großen Camper, sogar ebenfalls inkl. 230V-Geräte: Kapselautomat & Mikrowelle... WTF!?!
Dann erfolgte die Planung, wie ich alles im Fahrzeug umsetzen bzw unterkriegen kann. Ich habe soweit möglich Toleranzen bzw. Leerräume berücksichtigt, damit ich beim späteren Einbau nicht negative sondern positive Überraschungen erlebe. Bei der Breite habe ich mich an der kleinesten Stelle orientiert, also dem Zwischenraum zwischen den Radkästen (123cm). Ein Verwandter hat einen (kurzen) Berlingo, der Vorab-Test mit den Fahrrädern hat demonstriert: Passt!

Das Planungsprogramm heißt 'Room Arranger' (iPadOS), es ist herrlich simpel zu bedienen:

Anschließend wurden die notwendigen Teile besorgt, und als alles beisammen war und soweit passte erfolgte die Vorbereitung, also die Komponenten so zurechtbasteln das sie später nur noch in den Wagen gehievt und befestigt werden müssen.
Damit ich beim Basteln nicht den Überblick verliere, hatte ich meine Konstruktionsgedanken vorab in eine einfache ToDo-Liste übertragen. Somit hatte ich sämtliche notwendigen Einzeltätigkeiten (insgesamt 45) notiert und konnte das dann nach und nach je nach Lust & Laune abarbeiten > siehe nächster Beitrag.
Zusammengenommen ergeben die Einzeltätigkeiten dann folgenden Ausbau:
1 - Fahrradhalter (für normale eBikes) > Check
2 - Küche (kühlen/kochen/spülen) > Check
3 - Mikrowelle & Kapselautomat > Check
4 - Bad/Dusche > Check
5 - Stilles Örtchen > Check
6 - Stauraum für Freizeitsachen (Wandern/Strand) > Check
7 - Stauraum Campingstühle/-tisch & Strandliege > Check
8 - Entnehmbare Batterien > Check
9 - Bollerwagen > Check

Details
Über die vier Euroboxen kommt später eine seitlich herunterklappbare Platte, die den Stauraum für SUP & Boot bildet. Das baue ich aber erst wenn ich es irgendwann im nächsten Frühling/Sommer benötige.Basierend auf dieser Platte wird das dann auch der Platz für das separate Bett (200x60cm), das ich bei Bedarf mitführen kann - ich plane zwar nicht im Wagen zu schlafen, möchte aber trotzdem diese Option notfalls haben.
Die Elektrik ist komplett betriebsbereit vorbereitet, inkl. aller Kabel & Anschlüsse. Es gibt ein 230V/15A Ladegerät und ein 12V/18A Ladebooster (isolated), auf Solar habe ich verzichtet.
Die Batterien (2x 50Ah) sind entnehmbar, damit sie auch für einen Bootsmotor verwendet werden können - um sie leichter entnehmen zu können stehen sie auf einem Sockel, darunter befindet sich die Stromverteilung.
Die beiden 230V-Geräte (Mikrowelle, Kapselautomat) werden über eine separate Powerstation versorgt (kaufe ich aber erst am BlackFriday).
Die Bollerwagenaufnahme wird mit Scharnieren an den Dachstreben befestigt, seitlich begrenzen Drähte den Öffnungswinkel. Ein Gurtschloss wird die Verriegelung. Und falls du dich fragst warum ein Bollerwagen an Board sein soll...:

Kochen innerhalb des Fahrzeugs ist nicht vorgesehen, das funktioniert nur mit ausgezogener Küche; die Küchenzeile steht auf einer 160cm tiefen ausziehbaren Platte. Ein Stützrad bietet zusätzliche Stabilität.
Zusätzlich gibt es innen eine an der Decke montierte Mikrowelle, und vorne der Kapselautomat.
Das Trinkwasser besteht aus einem handelsüblichen 5-Liter-Behälter plus Reserve (nicht auf dem Foto). Man kann sich von innen die Hände waschen, oder auf der Kühlbox sitzend z.B. auch die Zähne putzen; der Abwasser-Bottich ist einfachst zugänglich für eine schnelle Entleerung.

Es gibt vier kleine Körbe für den Küchenkleinkram. Unten am Boden des Gestells habe ich Platz reserviert für Pfanne, Topf, Schublade usw - ich möchte aber erst einen Sommer lang Erfahrung sammeln bevor ich da was festes hinbaue.

Das Dusch-Kit hat einen 14-Liter Kanister - das kann als Bad, als Dusche oder zum Abspülen genutzt werden. Die Fließgeschwindigkeit kann per Regler angepasst werden.


Zum Klo: An einer 'coolen Kack-Location' bei offener Schiebetür die Aussicht genießen - unbezahlbar! Scherz beiseite, müsste soweit aber eigentlich passen, da das PortaPotti 345 eine Sitzhöhe von nur 324mm hat. Die Toilette ist unter der Mikrowelle verzurrt und muss zur Nutzung kurz nach vorne gezogen werden. Es handelt sich um eine Trenntoilette: Durch einen Aufsatz landen Darmausscheidungen in einem Hundekotbeutel.

Aufwand
Der Ausbau war problem- & stressfrei und hatte mir viel Freude bereitet, weil ich halt bereits Erfahrungen beim Camper-Ausbau habe und daher genau wusste was ich wollte und was mich erwartet.Aber ein Faktor hatte überraschend einen sehr positiven Einfluss auf die Umsetzung des Projekts: Ich hatte mir vorher eine Kreissäge gekauft - das verändert einfach alles!
Meine Ausgaben lagen so um die €1500, allerdings hatte ich noch viele Sachen aus früheren Projekten rumliegen, beispielsweise Kühlbox, Batterien, Matratze, Gaskocher usw.
Der zeitliche Aufwand ist schwierig zu schätzen - ungefähr so: Drei Monate planen und gedanklich konstruieren, drei Wochen die Teile bestellen, drei Tage die Konstruktion (2 Personen mit Erfahrung).
Nach Fahrzeuglieferung
Bei Ankunft des Doblos wird zuerst erledigt:
- Armaflex auf's blanke Blech
- Wand- und Deckenplatten zusägen
Dann die Montage in folgender Reihenfolge:
> Auszugsschiene/-platte
> Fahrradträger
> Küchenzeile
> Stützrad unter Auszugsplatte
> Leisten für Klo, Kühlbox, Euroboxen
> Batteriekasten
> Batteriesicherungen
> Stromschalter und Verkabelung
> Deckenlampe
> Ladebooster mit Boardelektronik verbinden
Anschließend werden noch Bollerwagenaufnahme & Mikrowelle an der Decke montieren, und ich muss eine Halterung bzw. Verstrebung bauen um Küchenzeile & Fahrräder gegen die Zentrifugalkraft abzustützen.
Gespannt bin ich auf das Gewicht, ich werde vorher/nachher auf die Waage fahren. Meine Schätzung: Der Ausbau wiegt 125kg.
Zum Abschluss möchte ich erwähnen, das ich keine Wohnmobilzulassung anstrebt. Das wäre auch kaum möglich aufgrund der modularen Bauweise: Der Ausbau als eher Ladung als fest eingebaut. So kann z.B. die komplette Küchenzeile durch lösen von 12 Schrauben & einem Kabel einfach entnommen werden.
