Reisebig
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Ich schätze, du bist schon wieder zu Hause? Schieb auf alle Fälle die restlichen Bilder nach, damit ich mir überlegen kann, wo ich im Herbst hin will, wenn hier hoffentlich alle Krisen bewältigt sind
Yupp, am Mittwoch auf die Fähre und am Donnerstag Morgen noch schnell einem Mopedfahrer in Ijmuiden geholfen und danach 480 km am Stück nach Hause geeilt. Aber bei Bilder und Geschichten sind wir nun bei ungefähr der Hälfte der Tour.
Wenn es im Herbst nach Schottland gehen soll, entweder nicht in die Highlands oder erst ab Oktober, ansonsten fallen die Midges über Dich her.
Gut, da es mir auf den Nägel brennt wie Euch meine Lieblingsgeschichte gefällt habe ich gestern Abend Überstunden gemacht und die Bilder für die heutige Geschichte noch fertig gemacht nach dem ich den Bericht von gestern geschrieben habe.
Ein typisches Beispiel für englischen (schottischen) Humor ?
Ort des Geschehens: Falls of Kirkaig, frühe Morgenstunde, Parkplatz. Ich entsteige dem kleinen Blauen. Der Plan für Heute: eine 2 1/4 Meilen (ca. 7 km)(hin und zurück) Wanderung zu einem 18 Meter Wasserfall mitten in der Wildnis ohne Straße dahin. Zur Sicherheit hatte ich die Tour wieder von der Webseite runtergeladen und auf das GPS Gerät aufgespielt. War aber eigentlich nicht nötig, ein analoges Hinweisschild zeigte direkt auf den Weg der ohne Abzweig direkt zum Wasserfall führte und dort endet (wichtig für die Geschichte ).
Auf dem Parkplatz ein Gruppe wild palavernde Wanderer, Ich schaue Sie mir genau an, alle total gestylt und nur vom feinsten Material. Es sieht so aus als ob Sie genau wie ich beim Onlineeinkaufen die Suchergebnisse nach Betrag sortieren. Nur sortiere ich die Billigsten nach oben, die Hippen auf dem Parkplatz haben wohl das Teuerste nach oben sortiert und dann das große Kreuz bei der Bestellung gemacht.
An den Füßen schwere Wanderstiefel, garantiert steigeisenfest. Darüber Gamaschen anschliessend mehr oder weniger geschmachvoll gefärbtes Beinkleid in Hightech Fasern. T-Shirts aus Funktionsfasern unter sündhaft teuren dreifach laminierten Supergoretex Jacken in knalligen Signalfarben. Auf dem Rücken Wanderrucksäcke der Edelmarken mit mindestens 30 Liter Inhalt, prallgefüllt. In den Seitentaschen 2 x 1,5 Liter Edelstahlflaschen mit Trinkwasser. Alle mit Wanderstöcke und zum Teil mit Mützen aus Funktionsgewebe ausgestattet.
Da stand ich nun voller Zweifel ob meiner Ausrüstung. Turnschuhe mit Einlagen, Brandit Cargoshort (wieder mal in Woodland Camo, habe mehrere davon und Night Camo heb ich mir für die Anlässe auf wo das kleine Schwarze gefordert wird ), Baumwoll T-Shirt blau (6 € im Ausverkauf bei KIK) und Baumwoll Kapuzenjacke in blau (10 € ebenfalls Ausverkauf bei KIK). Außerdem noch den Slingback Rucksack Subway von Jack Wolfskin in dem die Kamera transportiert wird. Wasser hab ich keins dabei, hab gerade was am Auto getrunken und zur Not läuft man die Hälfte des Wegs an einem Fluß mit klarem trinkbarem Wasser entlang.
Bevor mich meine Zweifel übermannen konnten hält ein alter Vauxhall neben mir auf dem Parkplatz, eine ältere Dame mit mindestens genau so altem Hund steigt aus. Sie ist ganz normal gekleidet und hat schwarze Slipper an den Füßen. Der Hund läuft ohne Leine, kommt zu mir und schnuppert neugierig. Wir machen uns bekannt (also der Hund und ich) und die ältere Dame kommt ebenfalls zu mir und grüßt. Wir schauen gemeinsam der Gruppe nach und Sie hat wohl die gleichen Gedanken wie ich. Sie zeigt auf die Gruppe und meint (übersetzt) "Ich weiß nicht wo die hingehen, wir spazieren zum Wasserfall". Und dann kommt das bei dem ich mir nicht sicher bin ob Sie das ernst gemeint hat oder ob es der schottische Humor ist. Jedenfalls legt Sie los, Ihr Nachbar, nennen wir Ihn John, ist bei den freiwilligen Bergrettern und wegen solchen Leuten müßte der arme Kerl immer wieder mal an Wochenenden raus. Letztens erst hätte sich einer die Haxen in ner Pfütze verbogen und die Bergrettung (also auch John) mußte raus. Man hätte den Typ gefunden und leider wäre er so schwer verletzt das der Schleifkorb nicht benutzt werden konnte. (Anmerkung der Redaktion: Mit einem Schleifkorb kann man Verletzte in schwerem Gelände längere Strecken ziehen wenn man Ihn nicht tragen kann weil das Gelände zu schwierig ist oder nicht genug Leute zum Tragen da sind.) So mußte der SAR Rettungshubschrauber der Navy (oder Coastguard ?) angefordert werden. John ist wohl auch darin ausgebildet und so wurde der Verletzte per Hubschrauber ausgeflogen, seine Frau war wohl mental so fertig, der Hubschrauber mußte noch mal zurück kommen und Sie ebenfalls ausfliegen. Und dann kam die Stelle mit dem Humor (hoffe ich doch). Früher wäre das alles nicht passiert. Den Typ hätte man am Fuße des Wasserfalls in den Fluß geworfen und hätte Ihn dann hier wieder aus dem Fluß gefischt und dann mal nachgesehen was noch zu machen wäre und Ihr hätte man drei Ohrfeigen verpaßt, dann hätte Sie den Weg zurück auch wieder auf eigenen Füßen geschafft. Sie lächelt und ich muß wohl ziemlich dämlich geschaut haben.
Wäre nett gewesen mit mir zu plaudern, aber Sie müßte jetzt los, ihren morgendlichen Spaziergang zum Wasserfall machen, heute mittag wäre noch Teekränzchen mit ihren Freundinnen. Sprachs, schritt los und war mit dem Hund bald am Horizont verschwunden. Ok, wenn der ältere Hund und die Dame mit Slippers das kann, dann sollte es auch für mich machbar sein. Hier jetzt die Bilder meiner Tour (die hippen Leute habe ich nach 20 Minuten überholt und die ältere Dame kam mir nach etwas mehr als der Hälfte des Weges schon wieder entgegen (auf ihrem Rückweg).
Der Weg war gut zu gehen und die Bäume rundrum waren voll Moos und kleine Bäche murmelten in Richtung großem Fluß. Hat ein bisschen was vom Märchenwald gehabt.
Es geht immer am großen Fluß entlang der nur am Anfang noch von einem Zaun vom Weg getrennt war.
Ein paar Meter weiter führte der Wanderweg direkt am Fluß entlang (also brauchte man die 2 x 1,5 Liter nicht unbedingt).
Man kam problemlos ans Wasser ran und es war wunderbar kühl.
Immer wieder gibt es kleine Bächlein die in den großen Fluß fließen.
Mit der Zeit steigt der Weg an, was ja klar ist da der Weg an der Stelle endet wo das Wasser in die Tiefe stürzt. Um an die Basis des Wasserfalls zu kommen muß man am Ende des Weges noch über die Klippen nach unten klettern.
Am Ende des Weges ist man ungefähr auf der Höhe der Sturzkante.
Wieder mal ein Vorteil des Regens, der Wasserfall ist gut gefüllt und rauscht spektakulär.
Man kann fast bis an die Basis des Wasserfalls klettern, ich habe mich nur bis zur Hälfte getraut da das letzte Stück ziemlich heftig war.
Nach dem kleinen Fotostop ging es den Weg wieder zurück und nach insgesamt ca. 7 Km hab ich dann erst mal einen kleinen Mittagsimbiß am kleinen Blauen zu mir genommen, nicht viel da es bald preisgekröntes Fastfood geben sollte, aber dazu beim nächsten Mal mehr.
Für mich 5939 und ich hoffe Ihr habt genau so viel Spaß an der älteren Dame wie ich gehabt.
tbc