Ausprobiert: Campen bei winterlichen Temperaturen in den Alpen – Feuchtigkeit & Wärme

Diskutiere Ausprobiert: Campen bei winterlichen Temperaturen in den Alpen – Feuchtigkeit & Wärme im Forum FAQ-Camping im Bereich HDK-FAQ - Hallo ihe Lieben, nach dem ich mit meinem Caddy Maxi IV im Sommer viele schöne Erlebnisse hatte, wollte ich wissen, ob und wie das Campen in...
draussen

draussen

Mitglied
Beiträge
205
Hallo ihe Lieben,

nach dem ich mit meinem Caddy Maxi IV im Sommer viele schöne Erlebnisse hatte, wollte ich wissen, ob und wie das Campen in meinem Minicamper bei niedrigen Temperaturen ist.

VORABINFO: ICH BIN SEHR VERFOREN!!!! Und ich liebe es, wenn ich es mollig warm und kuschelig habe.

Zunächst habe ich viel recherchiert, vor allem über Feuchtigeit im Camper. Folgende Rahmenbedingungen hatte ich dazu:

Ich wollte möglichst ohne Standheizung schlafen. Grund: die Standheizung ist relativ laut, kostet Strom und lässt sich nicht gleichmässig regulieren. Für mich ist die SH eher dazu da, um das Fahrzeug mal aufzuwärmen wenn man von einer Bergtour zurückkommet oder einfach mal um es zwischendurch warm zu haben.

Ich wollte möglichst viel Lüften, um das Kondenswasser so weit wie möglich zu reduzieren.

Dazu habe ich folgende Vorbereitungen getroffen für eine Nacht, bei der Nachttemperaturen von 0° bis 4 ° C vorhergesagt waren:

Für die Feuchtigkeit:

1. eine dicke gut isolierende für den Caddy genau passenden Isolierabdeckung für die Windschutzscheibe (Brandrup Isolite Outdoor). Warum? Meine Idee war, dass sich dadurch an der Windschutzscheibe kein Kondenswasser sammelt, das dann in die Lüftungsschlitze tropft.

2. ich habe mehrere Luftentfeuchter auf Granulatbasis besorgt, sowohl als Kissen für die Windschutzscheibe als auch welche mit Sammelbehälter, die man aufstellt und in denen sich die Feuchtigkeit in den Behältern sammelt.

3. Lüftungsgitter für das seitliche Schiebefenster (hatte ich schon vom Sommercampen).

4. Lüftungshaken für die Heckklappe (hatte ich schon vom Sommercampen.

5. Plan war das Aufstelldach aufzustellen als zusätzliche Lüftung.


Für die Wärme:

6. Bordbatterie voll aufgeladen, damit ich die Standheizung im Notfall einschalten kann

7. Megawarmen Schlafsack eingepackt (Mountain Equipement Glacier 1000, Damenmodell)

8. eng gestrickte Merinomütze und locker gestrickten Schal eingepackt. Warum einen locker gestrickten Schal? Der Schlafsack hat eine Kapuze, die man fest zuziehen kann. Es bleibt ein Bereich im Gesicht, der vom Schlafsack nicht gewärmt wird. Den Schal hätte ich zum Wärmen über das Gesicht legen können und locker gestrickt kann man da gut atmen.

9. ca 3 Liter kochend heisses Wasser in Thermosflaschen gefüllt. Warum? Um gegebenfalls meine Wärmflasche mit der einen Hälfte zu füllen und nachts wenn die Wärmflasche ausgekühlt ist, sie mit der zweiten Hälfte wieder neu zu füllen. Warum habe ich das Wasser in Isolierflaschen mitgenommen und nicht geplant, nachts Wasser zu kochen? Das Kochen mit dem Gaskocher erfordert besonders bei ausgeklapptem Bett viel Zeit und sehr viel Aufmerksamkeit. Die Idee mit den Isolierflaschenn fand ich eine unkomplizierte und sichere Lösung.

Mit den Vorbereitungen und einem gepackten Camper ging es dann los auf einen Stellplatz auf einen Bauernhof mit traumhaftem Bergblick. Der Stellplatz ist nur für Wohnmobile erlaubt, nicht für Zelte oder Wohnwagen. Die Betreiber waren superlieb, nur von den Bewohnern der grossen weissen Wanderdünen wurde ich mit meinem kleinen Cadddy irritiert angeschaut.

Egal. Nach einem Tee, den ich noch draussen geniessen konnte, habe ich mich dann an die Vorbereitungen gemacht.
  • Aufstelldach aufgestellt
  • Lüftungsgitter & Lüftungshaken eingestellt
  • Bett hergerichtet
  • „Schlafanzug“ angezogen: langärmeliges Unterhemd aus Merinowolle + lange Skiunterhose aus Merino + Merinosocken.
  • Wärmflasche, Schal und Mütze bereitgelegt
  • Entspannungsmusik & Hörbuch eingeschaltet
  • In den Schlafsack gekrabbelt

Innentemperatur im Auto am frühen Abend ca 13° C:
Es war so warm!!!!! Ich habe die Kapuze vom Schlafsack runtergezogen und den Schlafsack ein Stück aufgemacht. Sonst wäre ich ins Schwitzen gekommen.

Im Lauf der Nacht und mit zunehmender Abkühlung habe ich den Schlafsack wieder zugemacht. Es war mollig warm und kuschelig. Die frische klare Luft, die durch das Ausftelldach und die Lüftungsgitter reinkam war wunderbar angenehm. In der Nacht habe ich dann auch die Mütze aufgesetzt. Als es noch kälter wurde habe ich die Mütze abgesetzt und die Kapuze vom Schlafsack übergezogen.

Im Lauf der Nacht ist die Temperatur im Auto auf 8° C gesunken. Das war der tiefste Wert, zumindest den ich gegen 3.00 abgelesen habe, aber ich denke nicht, dass es noch kälter war).


Überraschtes Fazit zur Wärme:

Ich habe zu keiner Zeit gefroren. (ihr erinnert euch: ich bin verforen :) ) Unfassbar wie warm Schlafsäcke sein können. Die Luft im Auto war durch das großzügige Lüften wunderbar klar und frisch.

Eine Wärmflaschae habe ich nicht gebraucht. Das wäre viel zu warm geworden. Ich habe nicht mal gefroren, wenn ich den Schlafsack für kurze Zeit verlassen habe weil ich so durchgewärmt war. Klar, wenn ich länger in den dünnen Sachen bei den niedrigen Temperaturen im Auto gesessen hätte, hätte ich angefangen zu frieren. Aber für kurze Zeit ging das sehr gut. Auch heute in der früh zum Zähne Putzen und Kaffee kochen habe ich ohne Schlafsack in den Schlafklamotten nicht gefroren.

Fazit zur Feuchtigkeit:

An der Innenseite der Windschutzscheibe war kein Tropfen Feuchtigkeit. Die Schiebe war klar und trocken. Die Heckscheibe war leicht beschlagen. Die anderen Fenster waren trocken und klar. In keinem der Entfeuchtugngsbehälter hat sich Kondenswasser gesammelt.

Persönliches Fazit:

mich hat überrascht, wie mollig warm und gut ich geschlafen habe und wie gemütlich es war. Mir hat gut gefallen, dass sich kaum / keine Feuchtigkeit gebildet hat ohne dass ich die Standheizung anmachen musste. Ich denke, das lag vor allem an dem aufgestellten Dach.
Ich möchte jedoch auch im Auto schlafen, wenn das Dach nicht aufgestellt ist, z.B. wenn ich irgendwo frei stehe fühle ich mich momentan sicherer wenn das Dach zu ist. Daher werde ich einen ähnlichen Versuch nochmal mit geschlossenem Dach machen um zu schauen, wie sich das dann mit der Feuchtigkeitsbildung verhält.

Ich freue mich über Kommentare von euch und auch über eure Erfahrungen, Tips & Tricks rund um Campen bei winterlichen Temperaturen.

Liebe Grüsse von draussen, die gerade drinnen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
hal23562

hal23562

Mitglied
Beiträge
944
Moin Frostbeule,
danke für die Mühe und deine interessanten Erkenntnisse. Bis jetzt war ich noch nicht im Winter mit Frost und Schnee unterwegs. Aber wenn es kalt ist, nutze ich meine STH wie du zum Durchwärmen. Durchlaufen lasse ich sie (noch) nicht, obwohl das problemlos möglich wäre, denn sie ist sehr leise.
Lüften ist auch bei mir das A und O. Luftspalt unter Windabweisern vorn und der aufgestellten Heckklappe. Das bleibt auch so wenn ich Durchwärme.
Ich glaube nicht, das du noch große Ratschläge brauchst. Für dich und deine Bedürfnisse hast du offenkundig erst einmal alles richtig gemacht. Der Rest ist einfach nur weitere Erfahrungen sammeln.

Gruß - HAL
 
odfi

odfi

Mitglied
Beiträge
2.244
Wir hatten anfangs auch all die Dinge gegen Kondeswasser, aber haben dann irgendwann festgestellt, dass sich das alles auf 2 relevante Dinge reduzieren lies:

1.) gute Lüftung, also egal bei welchen Temperaturen sind vorn die Fenster etwas auf und hinten die Heckklappe mit dem Aufsteller. Dazu ganz wichtig, die Matratze auf nem Lattenrost und nicht auf durchgehenden Brettern.

2.) gute Isolation: schon aus Komfortgründen haben wir uns gegen Campingschlaf entschieden und stattdessen ne richtige 10cm dicke Matratze untergelegt und decken uns mit einer 2x2m Dauendecke zu. Beides ist nicht nur deutlich angenehmer zum schlafen, sondern man kann die Temperatur sehr einfach regulieren. (zB. durch Bein rausstrecken oder aneinander kuscheln)

Scheibenschutz, Luftentfeuchter, Heizlüfter, Wärmeflaschen,... haben wir dann ganz schnell aus der Planung entfernt.
 
Reisebig

Reisebig

Mitglied
Beiträge
3.237
Kleiner Tip vom Mopedfahrer, niemals unterkühlt in den Schlafsack steigen, dann wird es nicht warm. Wenn möglich (weil Infrastruktur vorhanden) vorm ins Bett gehen warm duschen, dann strahlt dein Körper Wärme ab die den Schlafsack aufheizt.
 
christiane59

christiane59

Mitglied
Beiträge
1.478
Danke für den Bericht! Er deckt sich mit meinen Erfahrungen. Am vorletzten Wochenende habe ich am Rhein gecampt. Heckklappe mit Aufsteller, vordere Fenster etwas geöffnet unter den Windabweisern, und keine Abdeckung auf den Scheiben.

Die Standheizung habe ich abends etwas laufen lassen, als ich noch auf war, und dann zum Schlafen abgeschaltet. Zum Schlafen hatte ich eine normale Bett- und eine Wolldecke dabei, und geschlafen habe ich in einem handelsüblichen Frottee-Schlafanzug. Keine Socken, kein Schal, keine Mütze. Ok, ich hab auch genug Wolle auf dem Kopf :) . Es war warm genug, und bei so viel frischer Luft schlafe ich immer sehr gut. Morgens beim Aufwachen waren es draußen 5 und innen 6 Grad, und sehr neblig durch die Fluss-Nähe.

Kaffeewasser kochen kann ich im Auto, dazu öffne ich dann die Schiebetür. Weichei das ich bin, habe ich dabei aber schon die Standheizung eingeschaltet. Die bläst in die andere Richtung, also wenn ich sitze bläst sie mich von unten an. Sehr angenehm.

Die Scheiben waren bei mir noch nie morgens beschlagen, auch nicht im Winter. ich habe lediglich einen Trenn-Vorhang aus einer Fleece-Decke hinter den Vordersitzen. Wenn gut gelüftet ist, auch beim Schlafen, zieht die ganze Feuchtigkeit gleich wieder nach draußen. Dann wird im Auto erst gar nichts klamm, und es fühlt sich auch nicht so kalt an.
 
baba jaga

baba jaga

Neues Mitglied
Beiträge
17
Vor zwei Wochen habe ich im Harz beim Dacia-Treffen im Auto gepennt.
Morgens war das Auto von Raureif überzogen. In meinem guten Schlafsack habe ich nicht gefroren. Auch das nächtliche „Austreten“ hat mich nicht ausgekühlt.

Was Reisebig schreibt, kann ich nur dick unterstreichen: warm in den Schlafsack kriechen!!! Wenn Du schon vorher frierst, hast Du verloren.

Standheizung, Heizdecke oder andere technische Hilfsmittel waren nie Thema bei mir, da ich normalerweise nur bei moderaten Temperaturen campe. Die wenigen Nächte nahe dem Gefrierpunkt (drunter und drüber…) sind die Ausnahme.
Nun im Harz war tags strahlender wärmender Sonnenschein und ich habe stundenlang alle Türen am Dacia aufgehabt und meine Matratze hochkant gestellt zum Lüften.

Am Tag nach meiner Heimkehr habe ich das Auto ausgeräumt und war dann allerdings etwas erschrocken: unter dem Sitz habe ich eine kleine Box mit Krimskrams, und darunter war es nun feucht! An unzugänglichen Stellen hatte sich also doch so lange Kondenswasser gehalten! :-(
 
christiane59

christiane59

Mitglied
Beiträge
1.478
Ist es denn wirklich Kondenswasser, oder ist evtl. vorne einer der Abläufe verstopft (draußen)? Habe ich schon öfter gehört.
 
baba jaga

baba jaga

Neues Mitglied
Beiträge
17
Es kann nur Kondenswasser sein.
Ich habe unter den Sitzen Gummiwannen mit kleinem Rand, darauf stand die Box; wo soll da Wasser herkommen?

Im Sommer beobachte ich auch immer folgendes: Hinter dem Fahrersitz steht mein 5-l-Wasserkanister.
Wenn ich den neu fülle, ist kaltes Wasser drin, logisch. Wenn ich dann nach Stunden oder am nächsten Tag den Kanister raushole, weil ich Wasser brauche, ist es feucht darunter. Die warme Luft hat sich am kalten Kanister niedergeschlagen und das Kondenswasser unter dem Kanister konnte nicht wieder verdunsten.
 
Mudgius

Mudgius

Mitglied
Beiträge
332
Es ist doch immer wieder ein schönes Erlebnis wenn gehegte Sorgen verpuffen und nicht mal einen Kondensstreifen auf den Scheiben hinterlassen.
Wir sind gerade von einer Tour im hohen Norden zurück und unsere Befürchtungen bezüglich Kälteempfinden nun komplett neu justiert.
Die Standheizung ist für uns unverzichtbar für den Aufenthalt im Fahrzeug bei kaltem, nassem Wetter, schlafend sind wir sehr gut ohne Fremdwärme ausgekommen (Mitreisende mit und ohne Fell zu beiden Seiten in der Nacht mal nicht mitgezählt).
Wir hatten einige feuchtfrostigkalte Nächte dabei, die Tiefstwerte lagen bei -7 Grad in der Finnisch-Schwedischen Grenzregion in unmittelbarer Nähe eines fließenden Gewässers.
Wir haben im Fahrzeug mittlerweile eine ziemlich gute Dämmung erzielt, die sehr behilflich bei der Herstellung eines Wohlfühlklimas ist, durch die Zufuhr von feichlich Frischluft (beide Fensterschlitze vorne sowie Heckklappenaufsteller) in der Nacht kühlt es dann jedoch zügig aus.
Die empfundene Abstrahlkälte von unverkleideten Glas- und Metallflächen ist enorm, eine entsprechende Verkleidung dieser Flächen haben wir als sehr angenehm empfunden.
Die meisten Nächte haben wir allerdings im Dachzelt verbracht, die Frostnächte mit einem zusätzlichen Innenzelt, ein erheblicher Komfortgewinn im Bezug auf das Schlafklima, denn es bindet Feuchtigkeit und bildet eine weitere, isolierende Luftschicht.
Unsere Schlafsäcke haben wir nicht auspacken müssen, es reichte eine Fleecedecke und eine große Daunendecke in Kombination mit einer dünnen Merinoschicht als Schlafwäsche und in den kühlen Morgenstunden eine dünne Mütze.
Wichtig war eine richtig gute Isolation von unten, für uns eine dicke Luft/Isomatte, für die Fellnase ein Nest aus Schaffellen.

Erkenntnis für uns:

1) Bis -10 geht gut bei vorgewärmtem Bett (Raumtemperatur), in ein eiskaltes Bett zu kriechen verpasst sofort ein Handicap welches sich nur schwer kompensieren lässt.

2) Gute Isolation von unten und eine gute (große!) Daunendecke schafft in Verbindung mit einer dünnen Dämmschicht auf der Haut eine (für uns bis dato) erstaunliche Erweiterung der Wohlfühltemperatur, die typischen Angaben auf den Schlafsäcken hatten uns dahingehend mit einer soliden Skepsis versorgt. Die Fleecedecken schaffen eine weitere schützende Schicht und reduzieren Zugluft durch entstehende Ritzen und Spalten zwischen Matratze und Decke.

3) Eine feuchtigkeitsregulierende Verkleidung, sei es nun Innenzelt oder Filzverkleidung) sorgt in Kombination mit ausreichender Belüftung für ein angenehmes Raumklima. Tagsüber lässt sich die gespeicherte Feuchtigkeit durch heizen mit der Standheizung und/oder heizen und entfeuchten durch die Klimaanlage eliminieren.

4) Mütze und Buff! Eng anliegend, nicht einengend/abschnürend, wärmend, das einzige Körperteil welches von Natur aus Zugluft ausgesetzt ist bleibt die Nase.

Fazit: Wintercamping ist problemlos möglich und der zu betreibende Aufwand hält sich in Grenzen. Für uns ein massiver Zugewinn an Reisemöglichkeit und Polarlichterlebnisaussicht.
 
Thema: Ausprobiert: Campen bei winterlichen Temperaturen in den Alpen – Feuchtigkeit & Wärme
Oben