Im benachbarten Pedelecforum gibt's auch öfters intensive Diskussionen rund um Nachhaltigkeit, Ressourcenverbrauch etc. Ich fahre ja selbst seit Sommer 2018 eine 45er S-Pedelec statt normale Fahrräder wie sie 25 Jahre vorher. Das hat erstaunlicherweise einige positive Effekte auf meine Gesundheit. Im Winter noch Spikes-Reifen drauf und warme Klamotten - und so pendele ich inzwischen seit einem 3/4 Jahr täglich bei wirklich jedem Wetter.
Und jetzt kommt der Bogen zurück - bevor ich anfing, Pedelec zu fahren, ärgerten mich die Rentner und Mamas, die mich sportlichen Radfahrer am Berg mit dem Pedelec überholten. Und ich fluchte über die massive Ressourcenverschwendung von all den Radfahrern, die jetzt fürs elektrisch fahren auch Strom verbrauchen etc.pp.
Jetzt kenne ich eine andere Rechnung: dank starker Elektrounterstützung spare ich mir das tägliche Duschen auf Arbeit. Die Energiemenge von 2 Minuten warm Duschen entspräche 100 km Pedelecreichweite ganz grob über den Daumen. Seit den Sommer haben meine Frau und ich massig sonst übliche (Freizeit-) Auto-Fahrten durch Pedelecfahrten (z.T. mit Anhänger) ersetzt. Unser Stadtindianer ist noch mehr zum nur noch Langstreckenfahrzeug geworden und steht in der Woche trotz 2er Kinder meist herum.
Ich kann also zurecht sagen, dass ein einziges eBike bei uns ein spürbares Umdenken, nein, Um-Verhalten gebracht hat, das Verbrennerauto einiges weniger wichtig geworden ist, wir Ressourcen sparen.
Aber:
Ich bin immer noch eine mitteleuropäische Ausnahme. Zwar gibt's in flachen Städten wie Amsterdam, Kopenhagen oder Münster sehr viel täglichen innerstädtischen Stadtverkehr. Auch in Zürich gibt's trotz der steilen Berge sehr viele Radfahrer, aber eher im Sommer. Im Winter fahren sie ÖV. Aber für die meisten auf dem Land lebenden scheint das tägliche Pendeln mit dem 2-Rad und sei es noch so easy, schnell, leicht, angenehm und kostengünstig, keine Option. Die Leute, die es vormachen, und mit dem Rennrad, Velomobil, 25er oder 45er Pedelec 20-40 km pro Richtung pendeln und heilfroh sind, sich täglich an frischer Luft viel zu bewegen, außerhalb der Staustrecken unterwegs zu sein etc. werden bestaunt und belächelt.
Und selbst im Pedelecforum kommen viele Fans ihrer eBikes auf mit einem günstigen Auto vergleichbare Kilometerkosten um die 0,30-0,50/km - was an der geringeren Lebensdauer und überhöhten Kaufpreise von Pedelecs liegt.
Man könnte also sagen, dass das Pedelec eine sehr gute Variante fürs Ressourcenschonen wäre - aber leider Gewohnheit, Komfort (Auto ist doch viel bequemer und sicherer und wettergeschüzt) und im Vergleich erstaunlich niedrige Vollkosten je Kilometet des Autos die meisten Auto fahren lassen. Was in D noch dazu kommt, ist massives Lobbyieren der Autofirmen gegen dem Auto gefährlich werdende Alternativen. Zum Beispiel sind 45er S-Pedelecs mit Mofanummernschild, wie ich selbst eins fahre, in der Schweiz etwa 18x weiter verbreitet als in Deutschland (1% vs 18% Verkaufsanteil). In Diskussionen hat sich herausgestellt, das scheinbar unbedeutende Unterschiede in den eigentlich dank EU gleichen Regeln für diese sogenannten Leichtkrafträder so einen einen massiven Unterschied im täglichen Nutzen und damit der Verbreitung ausmachen. In CH gilt das S-Ped zwar rechtlich auch wie ein Mofa aber es wird in vielen Detail-Regeln dem Fahrrad gleichgestellt: Radwege benutzen erwünscht, für Räder freigegebene Einbahnstraßen, Wald- und Forstwege benutzen (ohne aktive Unterstützung) erlaubt, Kinderanhänger und Kindersitz erlaubt. In D dagegen gilt es als schlimmeres Kraftfahrzeug als ein Mofa denn man darf damit niemals auf dem Radweg fahren, was im Autoland D manchmal absurd gerät, wenn rechts der toll ausgebaute breite Radweg neben der Schnellstraße verboten ist und links die Schnellstraße mit Tempo 100 lebensgefährlich oder sogar mit 50 kmh Mindestgeschwindigkeit fürs 45er verboten ist. Aber der Todesstoß fürs S-pedelec in D scheint für die meisten Eltern das Verbot des Kindertransports (weder Kindersitz noch Anhänger) zu sein. Was hier in CH für viele Pendler tägliche einfache autonome Pendlerpraxis ist (Kind auf Kindersitz in Kita bringen, schnell zur Arbeit pendeln, oder auf dem Rückweg mitnehmen) oder in der Freizeit weit verbreitet (mut den Kindern im Anhänger zum See) ist in D verboten und führt dazu, dass immer noch das Auto die einzige universelle Mobilitätslösung für alle Situationen bleibt. Mit der seit 3 Jahren gespindoktorten Regelung für in D bisher sogar komplett verbotene alternative Elektromobilität (der letzten Meile) wie Elektroroller, Skateboards, Monowheel etc. passier das gerade wieder. Die Regelung sieht nach diversen schockierten Berichterstattern über den hinter verschlossenen Türen zusammenlobbyierten Gesetzgebungsprozess wohl so aus: ein 10 kg leichter Elektroroller, den man in anderen Ländern ohne Mühe und extra Ticket in Bus und Bahn mitnehmen kann und der mit 15 km Reichweite, bis zu 30 kmh und bei Kaufpreisen ab 300 Euro viel sehr viele Leute das ÖV Pendeln beschleunigen, vereinfachen oder erst ermöglichen würde, soll nur mit Versicherungskennzeichen, 20 kmh Beschränkung und Radwegepflicht benutzbar sein. Das Kennzeichen führt dazu, das die Mitnahme im ÖV verboten sein wird..