Wie messe ich den „Ruhestrom“ des Berlingo (Advance)

 

Da mein Berlingo leider vor kurzen absolut „tot“ war und die Batteriespannung auf knapp 6 Volt abgesunken war, entschloss ich mich, die Elektrik des Berlingo im Ruhezustand zu messen.

Zuerst aber etwas Wichtiges !

Bitte versucht keine handwerklichen Ambitionen auszuleben, wenn Ihr von Elektrik keinen Schimmer habt. Da ist eindeutig der Freundliche besser geeignet !!! Sollte man beim lesen des Beitrages denken, dass er für Kinder geschrieben ist, so möchte ich hinzu fügen, je einfacher und ausführlicher, desdo SICHERER ! Unser Berlingo ist ein Wertgegenstand und kein Spielzeug (auch wenn`s mancher manchmal so empfindet  :-). Und die sonst ggf. nötigen Reparaturen könnten dann den Neugierfaktor leicht überreffen ! Für Verbesserungstips bedanke ich mich schon mal im Voraus!

Und wenn es auch sehr unwahrscheinlich ist, hier aber dennoch eine Warnung!

Den Zündschlüssel abziehen und ganz tief in die Tasche stecken. Am besten noch den Reisverschluß zu machen. Sollte sonst ein Unbeteiligter den Zündschlüssel auf START drehen, ist Euer Messgerät, oder zumindestens die Anschlußleitungen sofort hin, oder verglühen. So ein Anlasser hat einen Innenwiderstand der sehr gering ist und zieht locker einige hundert Ampere ! Das schafft kein Hobbymessgerät !

 


 

Also zur Vorbereitung.

Zunächst einmal schreibt man sich die im Radio vorprogrammierten Sender auf. Notiert Euch rruhig die Taste und die eingestellte Frequenz. Damit entfällt das lästige Suchen nach den Sendern!

Dann besorgt man sich ein gutes Messgerät mit vernünftigen Anschlussleitungen. Ich hatte Labormessleitungen, das muss man aber nicht, wie ich auf den Fotos zeige. Batterie oder Krokoklemmen

Man kann die Messungen mit einem analogen (Zeigermessinstrument) Messgerät, oder auch mit einem digitalen Messgerät durchführen. Ein Digitales finde ich für mich persönlich besser. Aber auch da muss es kein Fluke oder so sein.

GeräteanschlussWichtig ist dass der Messbereich  genau eingestellt wird (mind. 5 Ampere GLEICHstrom). Dort steht im allgemeinen A- .  Wenn man hat, kann man natürlich auch ein Autorange-Gerät nehmen. Ich habe bewust den 10 Ampere Bereich genommen, um keinen "in Versuchung" zu führen, den Milliamperebereich zu nehmen. Das kann unter Umständen zu klein sein ! Und wer kann schon im Messgerät ggf. die Feinsicherung wechseln.

Wichtig ist aber auch, wie man das Messgerät anschließt. Dabei muss man auch genau auf die Polarität sehen. Besonders bei analogen Messgeräten.

Wählt man den Volt Messbereich, misst nur den Spannungsabfall über die Berlingoverbraucher.

Will man aber noch die ausgehende Spannung an der Berlingo-Batterie messen, dann MUSS man unbedingt den Amperemessbereich umschalten, auf Volt Gleichspannung !!!!! Der Amperemessbereich hat einen Widerstand gegen Null und führt beim "Messen" zwischen den Batteriepolen sofort zum Kurzschluss! Das zerstört im "besten" Falle nur  die Gerätesicherung, oder beim nicht abgesicheten Bereich (unfused), das Messgerät! Die erzeugte reine Batteriespannung, mißt man auf beiden Polen. Dazu wie gesagt, den Bereichwahlschalter des Messgerätes, auf Volt Gleichspannung stellen. Dort sollte V- auf dem Messgerät stehen.

Den Amperemessbereich sollte man immer sehr hoch ansetzen, und dann langsam nach unten schalten. Das entfällt naturgemäß bei einem Messgerät mit automatischer Messbereichswahl (Autorange).

Ein normales Baumarktgerät für um die 15-20 Euro sollte diesen Zweck aber durchaus erfüllen.

Bitte wählt keinen „Tester“ oder so. Die sind sehr ungenau und haben meist nur Milliampere Bereiche. Der ist was zum „nachsehen“ ob da irgendwas ist, aber nicht zum messen von exakten Werten !

Auch einen Tester mit Leuchtdioden kann man nicht verwenden. Der sagt nur was über die "ungefähre" Spannung aus. Mehr nicht.  Solche Geräte also bitte nicht nehmen, das funktioniert ggf. nicht vernünftig/genau und kann eventuell Schäden am Auto verursachen.

 

 Das rechte Gerät wäre schon ok, ist aber schon recht alt.

Früher konnte man die einzelnen Zellen einer Batterie noch messen, das geht aber heute nicht ohne weiteres, da die meisten Batterien wartungsfrei sind und die einzelnen Zellen somit nicht zugänglich sind . Hier ein altes Messgerät dazu:

Zellentester 

 

 

 


 

Soweit nun zur Vorbereitung und einigen einleitenden Infos.

 

Bevor man sich an`s messen macht, sollte man ALLE Verbraucher ausschalten. InnenraumleuchteUnd damit meine ich ALLE. Ich hatte vergessen, dass es auch noch eine hintere Kofferraumleuchte gibt und wunderte mich zunächst über die Stromstärke. Naja, im Hellen, fällt sie einem nicht gleich ins Auge :-/   Dann auch das Radio ausbauen und alle Steckverbinder trennen! Denn wie Zooom es schon schrieb, kann das eine Quelle für Messfehler sein.

Als dann alles aus /abgeklemmt war, ging es an die Messung. Normaler Weise löst man zuerst das Massekabel von der Batterie. Da hier jedoch ein Klemmverschluss für den Pluspol zuständig ist, kann ein Masseschluss durch zB. einen abrutschenden Schraubenschlüssel ja nicht erfolgen. Ansonsten ist ein Gleichstromkurzschluss eine sehr übele Sache, da dort enorm hohe Kurzschlussströme entstehen können.

Also dann als Erstes den Klemmmechanismus der Plusklemme lösen. Das geschieht, in dem man den Hebelmechanismus der Klemme mit dem roten PVC Aufsatz nach rechts oben klappt. Dann kann man die Klemme ohne Mühen abnehmen. Falls das PVC Teil schon fehlt; die Plusklemme ist die Klemme mit den roten Kabeln dran. Für Farbenblinde, die Leitung, wo am Batterieanschluss PLUS steht. Oder noch genauer, der aus Richtung Kühler, erste Batteriekontakt.

Diese Klemmschelle legt man dann in Richtung Motorraum und fixiert sie ggf. dort mit einem Kabelbinder locker, so das die blanke Klemme NIRGENDS gegen kommen KANN !!!!  Das ist; wie oben schon mal erwähnt; SEHR wichtig! Dann nimmt man den Minuspol des Messgerätes/Messkabels (meist mit COM beschriftet) und befestigt ihn mit einer Krokodilklemme an der Klemmschelle mit dem roten Kabel. Im Bild das linke, schwarze Messkabel des Messgerätes.

 

Auf dem Foto sind wegen der besseren Sichtbarkeit, keine Krokodilklemmen auf den Messkabelenden und auch nur die dünnen Originalkabel des Messgerätes dran.

Da das Messgerät nun schon von Euch auf Ampere und Gleichstrom eingestellt ist (NICHT A~) kann man nun den Kontakt zum Batteriepol herstellen.

 

 

 


 

Was wird da passieren?

 

"Einschaltstrom"Der Wert wird bei guten Messgeräten sofort auf dem Display erscheinen. Bei Einfacheren kann es bis zu 2 Sekunden dauern. Ein analoges Zeigermessinstrument sollte bei gepuffertem Messwerk, nach kurzem Pegelausschlag wieder in ein paar Sekunden zum ruhigen Zeigerstand kommen.

Man kann das weite Aussschlagen des Zeigers bzw. das hochschnellen des Messwertes beim Anschluss daduch vermeiden, indem man beide Messleitungsklemmen vorher an der Plus-Batterieklemme und am Pluspol der Batterie angeschlossen hat und erst dann die Batterieklemme vom Batteriepol abhebt. Dann mißt man nur den im Betrieb bestehenden Dauerstromwert und nicht den kurzfristigen Einschaltstrom.

Also, man liest den Wert auf der analogen/digitalen Messanzeige ab und hat den (trotz ausgeschalteten Geräten) immer noch vorhandenen Ruhestrom.

Bei meinem Berlingo waren das dann ca. 10 Milliampere. Eigentlich für eine Autobatterie gar nichts. Diese Batterie hat ca. 45 Amperestunden. Das heißt, es könnte theoretisch 45 Stunden lang eine Stromstärke von einem Ampere fließen.

Watt ist ja gleich Volt mal Ampere.    

Ampere ist gleich Watt durch Volt      

1 Watt sind bei 12 Volt somit eine Stromstärke von ca. 0,083 Ampere, oder besser gesagt, 83 Milliampere. Umgerechnet auf unseren gemessenen Wert waren das,  ca. 0,12 Watt oder 120 Milliwatt.

Nach 10 Sekunden 

Mit angeklemmtem Radio waren das dann 250 Milliampere . Der Wert ging aber nach ca. 10 Sekunden auf 20-30 Milliampere zurück. Wahrscheinlich der Einschalt-Selbsttest des Radios, oder das kurze „Hochfahren“ der Elektronik. Ein Video kann ich gerne zusenden.

Die Marderscheuche nimmt ca. 20 Milliampere auf.

Als alles wieder dran war (Radio, Berlingo-Elektronik usw.), ergab es einen Ruhestrom (Standby) von ca. 50 Milliampere (+/- 5 mA).

Das sind ungefähr 0,6 Watt. Also weniger, als jede Innenraumbeleuchtung.

Das sollte allerdings nicht zum Zusammenbrechen der Batterie führen. Und schon gar nicht bei einer Batterie, die nur 5 Monate alt ist und maximal 1 1/2 Wochen nicht geladen wurde.

Ich glaube, es sind andere Faktoren gewesen, die dazu führten. Aber das wird der Freundliche dann ggf. finden. Da ich jedoch kein Batteriespezialist bin, kann ich über eventuelle Zellenschäden bei Tiefentladungen noch nichts sagen.

Und nun folgte das elende Senderprogrammieren und Uhren einstellen .....         :-(

Viel Spass !

 


 

Die Überprüfung beim Freundlichen

 

ProfimessgerätNachdem ich den Besuch beim Freundlichen hatte, hier als Anhang quasi, den Ergebnisstand.

Ich erklärte dem Freundlichen was vorgefallen war und schilderte meine Messergebnisse. Der nickte vielsagend und fuhr den Wagen in die Werkstatt.

Weiter gehts. Dort wurde dann ein Profimessgerät angeschlossen und eine Batterietestmessung gemacht. An der faltigen Stirn des Technikers sah ich dann, dass dort irgendwas nicht so im grünen Bereich war. Er stellt mir freundlicher Weise das Messprotokoll zur Verfügung. Die Batterie hatte anstatt der angegebenen 390 A nur noch 290 A. Und das Messgerät spuckte auch gleich die Diagnose aus.

Testergebnis"Batterie auswechseln".  Scheinbar ist die Erstausrüsterbatterie äußerst knapp ausgelegt. Zooom beschrieb sie ja schon als Taschenlampenbatterie.

Ich bat den Freundlichen darum, mir doch gleich eine größere Batterie ein zu bauen. Sicher ist ja bekanntlich sicher. Die Differenz würde ich dann zahlen wollen. Gesagt getan, es wurde eine größere Batterie in den Berlingo eingebaut. Die Stromstärke war dann 540 A / 50 Ah. Ich denke für einen kleinen Benziner, sollte das durchaus ausreichend sein.

Wie es bei Profis nun mal so ist, wurde auch dafür gesorgt, dass die Kfz Elektrik nicht ohne Strom bleibt, da man ja; wie ich schon schrieb; sonst alles wieder neu einstellen muss! Das kann man natürlich auch selbst machen, aber davon würde ich aus Gründen des Murphy`schen Gesetzes DRINGEND ABRATEN !!! Dazu nötig wäre dann ein sogenanntes Starthilfegerät. Kostet im Baumarkt schon mal lockere 50 Teuros. Das sollte man sich also sparen, wenn es nicht UNBEDINGT notwendig ist. Die Berlingoelektronik hält alle Daten für die kurze Zeit auch so. Und die Radiosachen sollte man sich eben vorher aufschreiben.

ÜberbrückungZum Wechsel der Batterie ist eigentlich nichts zu sagen, das kann sich ja sicher jeder von uns vorstellen.

 Die alte Batterie wurde natürlich vom Freundlichen entsorgt und die neue Batterie gleich fachgerecht eingebaut und getestet. Da diese Batterien schon vorgelagen sind, ist dabei nichte weiter zu beachten. Man kann einsteigen und losfahren.

Zur Batterie will ich noch etwas sagen. Es ist eine Varta, die einen interne Anzeige hat, wann sie verbraucht ist und erneuert werden sollte. Ein grünes Lciht zeigt an, wenn die Batterie noch ok ist (grüner Daumen hoch) und wenn das Schauglas rot erscheint, dann ist die Batterie verbraucht (weißer Dauemn runter). Eine nette Sache, die auch den Laien helfen sollte, zu erkennen wann die Werkstatt wieder mal einen Besuch bekommen sollte!

Selbstcheck der Batterie 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Soweit zum Thema "toter" Belingo und ausgefallene Elektrik.

©
Eckhard alias CarlSagan 01/06)